Aktuelle Dissertationen und Projekte

[Dissertation] Textkohärenz und -kohäsion in schriftlichen Produktionen von Lernenden des Deutschen als Fremdsprache
Amet, Burçin
Die Dissertation beschäftigt sich mit der Schreibkompetenzentwicklung im Bereich der Textkohärenz und -kohäsion bei (fortgeschrittenen) Lernenden des Deutschen als Fremdsprache (kurz: DaF). Das zentrale Ziel der Dissertationsprojekts ist die Entwicklung von Bewertungsskalen zur Textkohärenz und -kohäsion, die sich an den Sprachniveaustufen des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen orientieren.
Dazu wird untersucht, welche sprachlichen Mittel DaF-Lernende in ihren Textproduktionen niveauspezifisch einsetzen, um kohärente und kohäsive Texte zu formulieren. Auch wird der Frage nachgegangen, inwiefern sich der Einsatz von sprachlichen Mitteln in Abhängigkeit zum allgemeinen Sprachniveau der DaF-Lernenden entwickelt und ob Lernschwierigkeiten oder Abweichungen zu Sprecher_innen des Deutschen als Erstsprache vorzufinden sind. Daran anknüpfend wird ermittelt, wie Feedback zur Schreibkompetenz im DaF-Unterricht zu gestalten ist, um die Fähigkeit der Lernenden, Sätze zusammenhängend zu einem Text zu verknüpfen, gezielt zu fördern. Auf dieser Grundlage wird eine Feedbackform entwickelt und ihr Effekt auf die Performanz und die Motivation der DaF-Lernenden überprüft.
Die Auseinandersetzung mit dieser Thematik soll dazu beitragen, wichtigen Forschungsdesideraten in der Fremdsprachenerwerbsforschung und Fremdsprachenvermittlung nachzugehen und ein praxisrelevantes Konzept zur Förderung der Schreibkompetenz im DaF-Unterricht zu entwickeln.

[Dissertation] Medial transformierendes Schreiben – Diskontinuierliche Texte in materialgestützten Schreibsettings
Arnold, Cynthia
Im Fokus der Dissertation steht das materialgestützte Schreiben als Aufgabenformat, das ein „sprachlich und medial transformierendes Schreiben“ (Feilke 2017, 6) erfordert. Innerhalb solcher Schreibsettings sind Lernende aufgefordert, u.a. diskontinuierliche Texte zielgerichtet zu rezipieren, zu synthetisieren und in einen kohärenten Text zu integrieren (vgl. Schüler 2017, Philipp 2021). An der Schnittstelle zwischen Verstehens- und Formulierungsprozessen, der Transkription von diskontinuierlichem Material hin zum eigenen Text sind Lernende dabei vor sprachliche Herausforderungen gestellt, deren Untersuchung sich das geplante Promotionsprojekt widmet. Es sollen Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie Schüler*innen diskontinuierliche Darstellungsformen in ihren Zieltext transformieren und welche (Teil-)Fähigkeiten mit einzelnen Komponenten der Transformation verknüpft sind. Die Ergebnisse sollen einen Beitrag zur Auswahl von und zum Umgang mit diskontinuierlichem Material innerhalb materialgestützter Schreibsettings leisten.
Die Datenbasis der Analyse bildet ein Korpus aus Schülertexten, das im Rahmen einer materialgestützten Schreibaufgabe in der Sekundarstufe II entstanden ist. Neben Produktdaten bilden die bei Schreibtandems zusätzlich erhobenen Prozessdaten (Screencapturing, Gesprächsaufnahmen) eine weitere Auswertungsgrundlage mit dem Ziel, zusätzlichen Einblick in das Aushandeln von Prozedurenausdrücken zu gewinnen und gleichzeitig die mit dem diskontinuierlichen Material verbundenen Verständnisbarrieren zu identifizieren. Flankierend werden leitfadengestützte Einzelinterviews von ausgewählten SchülerInnen hinzugezogen, um tiefergehende Einblicke in den Schreibprozess zu erhalten und so zum Erkenntnisgewinn der übergeordneten Forschungsfrage beizutragen.

[Dissertation] Sachfachliche Schreib-Lernaufgaben am Übergang von der Primar- zur Sekundarstufe I
Fuhlrott, Mareike
In meinem Promotionsprojekt „Sachfachliche Schreib-Lernaufgaben am Übergang von der Primar- zur Sekundarstufe I“ (Universität Siegen) untersuche ich mit einem Mixed-Methods-Design die sprachhandlungsbezogene und schreibförderliche Anlage und Wirksamkeit von Schulbuchaufgaben aus den Fächern Sachunterricht, Wirtschaft/Politik und Physik am Übergang von der Grundschule zur Sekundarstufe I des Gymnasiums. Dabei führe ich zunächst eine qualitativ-quantitative Inhaltsanalyse durch, wobei ich sprachlich-instruktive und schreibförderliche Merkmale beschreibe und Aufgaben typisiere.
Aufbauend auf den Ergebnissen der Aufgabenanalyse teste ich mithilfe eines Quasi-Experiments in der Sekundarstufe I im Themenfeld „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ den Einfluss konventioneller Schulbuchaufgaben im Gegensatz zu schreibförderlich optimierten Aufgaben auf den Fachwissenserwerb (http://www.klimatext.de). Ziel ist es, herauszufinden, ob sprachlich-instruktive Aufgabenmerkmale, wie sie im Rahmen guter Schreibaufgaben diskutiert werden, einen Beitrag dazu leisten können, Wissen nachhaltiger aufzubauen. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den Operatoren zu, deren Potenzial für das Schreiben und Lernen im Rahmen eines hybriden Lernarrangements näher betrachtet wird. Das Projekt wird von Prof. Dr. Torsten Steinhoff betreut.

[Projekt] Schreiben in digitalen Medien: die Textsorte Blog im Lehramtsstudium. Eine explorative Fallstudie zu digitalen Schreibkompetenzen von Lehramtsstudierenden (Projektlaufzeit: 2 Jahre)
Emmersberger, Stefan
Eine der zentralen Forderungen für einen digitalen Deutschunterricht ist das Schreiben mit und in digitalen Medien (vgl. z. B. Kepser 2018 und 2020). Empirische Studien wie ICILS 2018 zeigen, dass hier erheblicher Handlungsbedarf besteht (vgl. Eickelmann et al. 2019). Dass Schüler:innen am Computer digitale Textsorten schreiben, ist im Unterrichtsalltag oft noch die Ausnahme. Grund dafür ist jedoch nur zum Teil die mangelnde technische Ausstattung. Die Professionalitätsforschung legt nahe, dass die Überzeugungen und das Können der Lehrkräfte die entscheidende Rolle spielen (vgl. etwa Gailberger 2018). Beispielsweise fragt Lehnen (2018), wie Lehrer:innen Textsorten vermitteln sollen, mit denen sie in ihrer Schulzeit und Ausbildung nie konfrontiert waren.
* Vor diesem Hintergrund konzentriert sich das vorliegende Forschungsprojekt auf folgende Fragen:
* Welche Erfahrungen haben Lehramtsstudierende mit digitalen Textsorten (Schreibbiografien)?
* Wie stark sind ihre digitalen Schreibkompetenzen ausgeprägt?
* In welchem Maß können sie ihre eigenen Schreibkompetenzen reflektieren?
Untersucht werden diese Fragen in Form einer Fallstudie am Beispiel des Blogs. Im Spektrum der digitalen Textsorten ist dieser seit Langem für eine Vielzahl an Textfunktionen und Domänen (von literarisch bis wissenschaftlich) etabliert (vgl. z. B. Fritz 22017, Krieg-Holz / Schütte 2019 oder Wampfler 2020). Die Ergebnisse ermöglichen so einen vertieften Einblick in die digitalen Schreibkompetenzen von Lehramtsstudierenden und versprechen konkrete Ansatzpunkte für die Transformation der Unterrichtspraxis.

[Projekt] Textblick: Einfluss von Aufmerksamkeit und mentaler Anstrengung auf die Diagnose verschiedener Textmerkmale (Projektlaufzeit: 2021-2024)
Furer, Yves
Wirkungsvolles Feedback auf Schreibprodukte von Schüler*innen setzt voraus, dass Lehrpersonen in der Lage sind, in Texten hierarchiehohe von hierarchieniedrigen Merkmalen diagnostisch zu unterscheiden. Bisherige Studien zeigen jedoch, dass gerade hierarchieniedrige Orthographiefehler die Wahrnehmung von anderen Textmerkmalen verzerren. Ziel der Studie ist es der Frage nachzugehen, ob sich ein Zusammenhang zwischen Verzerrungen und Aufmerksamkeit sowie mentaler Anstrengung herstellen lässt, die Lehrpersonen beim Beurteilen bestimmter Textmerkmale aufwenden. Dafür beurteilen in der geplanten Studie Lehramtsstudierende (im Folgenden bezeichnet als Lehrpersonen) acht verschiedene Texte, wobei von jedem Text vier Versionen hergestellt wurden. Diese Versionen unterscheiden sich in Bezug auf zwei Variablen (hierarchiehohe und hierarchieniedrige Merkmale) mit je zwei Ausprägungen (positiv/negativ). Während der Beurteilung werden mittels Eye-Tracking die Blickbewegungen der Lehrpersonen erfasst. Als areas of interest (AOI) dienen dabei Textstellen, die bezüglich der beiden oben erwähnten Variablen manipuliert wurden. Neben der Erfassung der Aufmerksamkeit über Anzahl und Dauer der Fixationen pro AOI sollen durch Messung der intraindividuellen Pupillenerweiterungen Rückschlüsse auf die mentale Anstrengung gezogen werden. Zwecks Validierung werden anschliessend die Blickbewegungen den Lehrpersonen als Video vorgespielt, mit der Bitte dazu laut zu denken. Erwartet wird, dass hierarchieniedrige Merkmale, wenn sie negativ ausgeprägt sind, mehr Aufmerksamkeit (häufigere und längere Fixationen) auf sich ziehen und damit die Lehrpersonen von den hierarchiehohen Merkmalen der Texte ablenken.

[Projekt] Sprachformale Textrevisionen mit digitalen Medien in der Primarstufe und Sekundarstufe I fördern (Projektlaufzeit: Oktober 2020 – September 2023)
Neff, Tina
In meinem Projekt werden die Themenbereiche Schreibdidaktik, Orthographiedidaktik und Mediendidaktik miteinander verknüpft. Um die Funktion von Rechtschreibung – die Leseerleichterung des Geschriebenen – mehr in den Fokus zu rücken, kann das Schreiben und Lesen von Texten in den Rechtschreibunterricht integriert werden (vgl. Betzel/ Droll 2020: 18). Werden diese Texte aufgrund der zunehmenden Digitalisierung digital produziert, können hier vor allem digitale Rechtschreibhilfen – eingesetzt während der sprachformalen Textrevision – Hinweise auf konkrete Rechtschreibfehler geben. So hat z.B. Berndt im Rahmen einer explorativen Studie für die Sekundarstufe I nachgewiesen, dass sich die am Computer verfügbaren Rechtschreibhilfen als sehr nützlich erweisen können (vgl. Berndt 2002). Vor allem die didaktische Nutzung derartiger Rechtschreib-Tools spielt eine wichtige Rolle, die erst dann als Unterstützung für den Schreib- und Rechtschreibunterricht fungieren, wenn sie im Unterricht konkret thematisiert werden. Wichtig ist, dass Schüler:innen diese Hilfen nicht nur mechanisch anwenden, sondern lernen, kompetent damit umzugehen, Korrekturvorschläge zu hinterfragen und somit ihre digital gestützte sprachformale Textrevision verbessern. In meinem Forschungsprojekt untersuche ich im Rahmen einer explorativen Studie, inwiefern eine Förderung zum Umgang mit einer digitalen Rechtschreibhilfe die sprachformale Textrevision von Schüler:innen der Primarstufe und Sekundarstufe I fördern kann. Die Fördermaterialien werden als interaktiver Lernpfad, den die Schüler:innen eigenständig durchlaufen, entwickelt und als Open Educational Resources (OER) veröffentlicht. Vor und nach diesen Fördermaßnahmen schreiben und überarbeiten die Schüler:innen einen eigenen Text mithilfe der digitalen Rechtschreibhilfe. Untersucht wird, wie sich die Fördermaßnahmen auf die Rechtschreibleistung, die sprachformale Textrevision und die Textqualität auswirken. Zusätzlich ergänzen systematische Beobachtungen in Form von Screencasts der Textproduktion und Befragungen das Datenmaterial für die Analyse.